Aus der Praxis
Mission: Jugendbegleiter
Ole Jaekel arbeitet als Jugendarbeiter der evangelischen Jugend Bebra-Cornberg-Ronshausen. „Mir war schon früh klar, dass ich in den sozialen Bereich gehen will.“ Dass das auch irgendwas mit Kirche zu tun haben würde, war ebenfalls klar. Mit der Ausbildung zum Diakon bekam er das Handwerkszeug an die Hand, seinen Glauben, Religiosität und Kirche professionell zu vertreten.
„Die Ausbildung zum Diakon hat mich nicht gläubiger gemacht. Ich bete jetzt auch nicht den ganzen Tag oder versuche, andere zu missionieren. Aber ich habe mit der Ausbildung Handwerkszeug an die Hand bekommen, meinen Glauben, Religiosität und Kirche professionell zu vertreten.“
„Ich bin ein Kind der evangelischen Kirche. Ich war in der Kinderkirche, bin heute noch bei den christlichen Pfadfindern, habe mich schon vor meiner eigenen Konfirmation an der evangelischen Jugendarbeit in meiner Heimatgemeinde beteiligt und war später auch Vorstand des Kreisjugendkonventes des Kirchenkreises Wolfsburg-Wittingen.“
Ein Theologiestudium stand kurz im Raum – „aber drei tote Sprachen zu lernen, ist nichts für mich, wo mir in der Schule schon Englisch keinen Spaß gemacht hat.“ Also absolvierte Ole Jaekel nach seinem Realschulabschluss zunächst die zweijährige Ausbildung zum Sozialassistenten. Der Diakon, der in seiner Heimatgemeinde bei Wolfsburg die evangelische Jugendarbeit leistete, empfahl ihm dann für die dreijährige Erzieher-Ausbildung die Hephata-Akademie für soziale Berufe in Schwalmstadt-Treysa. Auch, weil dort berufsbegleitend die Diakon*innenausbildung möglich ist. Gesagt, getan.
"Ich sehe mich als Begleiter der Jugendlichen. Ich thematisiere die Themen Glauben und Religion im Alltag eigentlich nicht, ich mache auch nicht eine Andacht vor jedem Treffen. Aber ich bin authentisch."
„Die Jugendlichen wissen, dass sie mit allen Themen zu mir kommen können und sich auch mit mir gemeinsam mit Religiosität auseinandersetzen können.“
Als Jugendarbeiter - und künftig auch Diakon - ist Ole Jaekel nun für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 15 Jahren aus 23 Dörfern und sechs Kirchengemeinden zuständig. Im Gemeindehaus in Bebra ist die Basis der Jugendarbeit, hier gibt es zwei Jugendräume, in denen regelmäßige Treffen stattfinden. Montag bis Donnerstag und auch an den Wochenenden bietet der 24-Jährige Gemeinschaft und Gesprächsbereitschaft, beim Grillen, bei Spieleabenden, gemeinsamen Besuchen der Trampolinhalle oder Kartbahn. Zudem bildet Jaekel Jugendliche in seinem Kirchenkreis zu Teamern aus, sechs unterstützen ihn bereits bei Gruppenangeboten und Organisatorischem. Und auch bei der Fahrt zu Ostern nach Taizé. „Beim ersten Mal bin ich nur mit drei Jugendlichen nach Taizé gefahren. Im nächsten Jahr fahren wir mit zwei Bullis. Einige Jugendliche sind dabei, ihren Glauben zu hinterfragen und zu entwickeln.“
Dafür bietet er einen geschützten und spirituellen Rahmen. „Die Jugendlichen wissen, sie müssen mit mir nicht über Gefühle und Probleme reden, sie können es aber. Ich habe schon den Eindruck, dass mir meine Doppelqualifikation einen Vertrauensvorschuss bringt. Die Jugendlichen kommen häufig mit Problemen mit Familie und Freunden oder in der Schule zu ihm. Ole Jaekel hat aber auch schon Trauerbegleitung übernommen oder ist mit Kindswohlgefährdung in der Familie eines Jugendlichen konfrontiert worden.
Umso wichtiger ist es für den 24-Jährigen mit der Diakonischen Gemeinschaft Hephata einen Ort und eine Gemeinschaft zu haben, an dem er sich fachlich und spirituell austauschen kann. Die Mitgliedschaft ist freiwillig und keine Bedingung dafür, Diakon sein zu können. „Sie hilft mir aber dabei. Ich schätze Gemeinschaft schon von meiner Pfandfinderarbeit und erlebe die Diakonische Gemeinschaft Hephata als eine Kombination von Fortbildung und Treffpunkt gleichgesinnter Menschen.“
Deswegen ist der Gesamtkonvent, dass alljährliche Treffen der Mitglieder, ein fester Termin im Kalender. Beim diesjährigen wird Ole Jaekel ins Amt eingesegnet und darf danach den Titel „Diakon“ tragen. Danach soll es mit dem Lernen noch weitergehen. „Ich habe mich entschlossen, an der Hochschule Fulda für vier Jahre Soziale Arbeit zu studieren. Ich bin ein workaholic, irgendwas muss ich immer tun und bin doch als Diakon total zufrieden. Für mich hätte ich mir nichts besseres vorstellen können.“
Ausbildung zum/zur Diakon*in
Diakon*innen haben einen staatlich anerkannten Abschluss in einem Pädagogik-, Pflege- oder Sozialberuf und einen kirchlich anerkannten theologischen Abschluss. Außerdem haben sie sich in das Diakon*innen-Amt einsegnen lassen. Die Landeskirche von Kurhessen-Waldeck hat die Hephata-Akademie für soziale Berufe exklusiv damit beauftragt, Diakon*innen berufsbegleitend auszubilden. Diese Ausbildung dauert drei Jahre. Die Evangelische Hochschule Darmstadt (EHD) hat den gleichen Auftrag für einen akademischen Ausbildungsweg, den die EHD an ihrem Hochschulstandort Schwalmstadt in Kombination mit dem Studium der Sozialen Arbeit anbietet. Nach bestandener Prüfung besteht für die Absolvent*innen beider Ausbildungswege die Möglichkeit, sich in das Diakon*innen-Amt einsegnen zu lassen.