Frieden schaffen
„Ich wünsche mir, dass der Krieg ein Ende hat!“
Olena Pevnaya (35) hat nur das absolut Nötige gepackt: 4 Taschen mit Dokumenten, Kleidung und Essen. Mehr können sie und ihre Söhne auf der Flucht aus der Ukraine nicht tragen.
Einfache Sprache
Die Hephata Diakonie tritt für den Abbau von Barrieren ein. Deswegen ist dieses Jahrbuch in Einfacher Sprache geschrieben. Wir wollen, dass möglichst viele Menschen lesen können, für was wir einstehen. Dafür nutzen wir die Einfache Sprache.
Für Bilder oder Briefe ist kein Platz. „Nötig ist der Schutz für meine Kinder.“ In einer Wohngruppe der Jugendhilfe Hephatas gibt es den Schutz. Und den Start in ein neues Leben.
Olena Pevnaya hat in der Ukraine mit ihren Eltern und ihrer Schwester gelebt. Ihr Vater und ihr Schwager dürfen das Land nicht verlassen. Also bleiben auch die Frauen. Olena Pevnaya ist von ihrem Mann geschieden. Sie hat 2 Söhne: Oleh und Yehor sind 15 Jahre alt. „Ich habe Angst gehabt, dass meine Kinder in den Krieg gehen müssen.“
Lange hat Olena Pevnaya über eine Flucht nachgedacht. Dann verbringen sie wieder eine Nacht im Bunker. Es fallen Bomben. Die Sirenen gehen ohne Pause. Sie entscheidet sich mit ihren Kindern zur Flucht. Sie fahren 2 Tage Zug. Sitzplätze gibt es nicht, sie müssen stehen. Dann stoppt der Zug. Alle müssen aussteigen. Der nächste Zug fährt erst am nächsten Morgen. Sie schlafen auf ihren Taschen im Bahnhof. Dann geht es weiter. Nochmal fahren sie 24 Stunden mit dem Zug bis an die Grenze zu Polen. Danach geht es zu Fuß, mit Zug und Bus bis nach Deutschland.
„Ich habe vorher nie die Ukraine verlassen. Ich habe nicht gewusst, was mit uns passiert. Ich habe große Angst gehabt.“
Tanja Sawatzky hilft der Familie im Alltag
Tanja Sawatzky sagt: „Ich weiß, wie es ist, sein Land zu verlassen.“ Sie ist selbst in der Ukraine geboren und mit 17 Jahren nach Deutschland gekommen. Sie hat Familie und Freunde, sowohl in Russland als auch in der Ukraine. Ihr Mann ist in Russland geboren. „Ich will helfen. Dafür sind Frieden und Respekt sehr wichtig. Bei mir zu Hause leben die Ukraine und Russland unter einem Dach.“ Tanja Sawatzky erleichtert den Flüchtlingen den Start in Deutschland. Sie hört zu, sie hilft bei Trauer und Schmerz. Sie geht mit zu Ämtern und Ärzt*innen. Sie beantragt Krankenkassen-Karten und Ausweise. Sie stellt den Kontakt zu Kindertagesstätten, Schulen und Sportvereinen her.
„Es war toll, die Entwicklung zu sehen. Die ganze Arbeit lohnt sich und bringt viele schöne Erlebnisse. Mit Geduld und Verständnis haben wir viel erreicht.“
Die 9 Frauen und 3 Männer der Wohngruppe haben mittlerweile Sprachkurse besucht oder besuchen sie noch. Die 14 Kinder gehen in allgemeine Schulen, in die Hephata-Förderschule oder in Kindertagesstätten. Von den Familien sind schon 12 in eigene Wohnungen gezogen. Olena Pevnaya und ihre Söhne sind im November 2022 in eine eigene Wohnung gezogen. Die Jungen gehen noch zur Schule. Olena Pevnaya hat in der Ukraine als Chemie-Laborantin gearbeitet. Wie es nach dem Sprachkurs weitergeht, weiß sie noch nicht. Aber sie sagt: „Ich sehe meine Zukunft in Deutschland.“
Tanja Sawatzky: „Es war toll, die Entwicklung zu sehen. Die ganze Arbeit lohnt sich und bringt viele schöne Erlebnisse. Mit Geduld und Verständnis haben wir viel erreicht.“ Oleva Pevnaya: „Ohne Tanja hätten wir das nicht geschafft. Ich bin froh und dankbar, dass wir hier leben können. Ich wünsche mir, dass der Krieg ein Ende hat und ich meine Familie wiedersehen kann.“