Unbegleitete minderjährige Ausländer (umA)
Hilfe für unbegleitete minderjährige Ausländer (umA)
In den vergangenen Jahren sind viele Menschen aus Krisengebieten nach Deutschland geflüchtet, darunter auch viele Kinder und Jugendliche. In der Fachsprache werden diese jungen Menschen als „unbegleitete minderjährige Ausländer" oder kurz umA bezeichnet. Wie bieten Ihnen Hilfe an.
Unbegleitete minderjährige Ausländer sind junge Menschen, die ohne für sie verantwortliche Erwachsene nach Deutschland flüchten. Sie fliehen aus den gleichen Gründen wie Erwachsene aus ihren Herkunftsländern, werden verfolgt, kommen aus Kriegsregionen und leiden unter Hoffnungslosigkeit.
In Deutschland suchen sie Schutz und sind in doppelter Hinsicht besonders als Flüchtlinge und als Kinder oder Jugendliche zu schützen. In unseren Wohngruppen werden junge Menschen aufgenommen, die über die hessischen Clearingstellen zugewiesen werden.
Hephata hat verschiedene Wohngruppen, die sich auf die Betreuung von umA spezialisiert haben. Das Aufnahmealter beginnt mit zwölf Jahren. Betreut werden die jungen Menschen von Erzieheri*innen und Sozialarbeiter*innen mit langjährigen Erfahrungen im interkulturellen Bereich – unter ihnen auch muttersprachliche Mitarbeiter*innen. Wir kooperieren eng mit Jugendämtern, Schulen und Schulamt, Rechtsanwälten, Flüchtlingsberatungsstellen und anderen interkulturellen Initiativen.
Unser Angebot umfasst:
- Abklärung asyl– und aufenthaltsrechtlicher Fragen
- Abklärung und Umsetzung des Jugendhilfebedarfs
- Orientierungs- und Integrationshilfen im Alltag
- Aufarbeitung von fluchtbedingten Traumata
- Psychosoziale Beratung und Krisenintervention
- Sprachförderung
- Unterstützung im Schulbereich
- Freizeitgestaltung
Leistungsart: Gesetzliche Grundlagen für die Unterbringung sind der § 34, auch in Verbindung mit § 35a und § 41 SGB VIII.
Vom Geflüchteten zum Helfer: Zubahir Shinwari arbeitet dort, wo er einst Schutz suchte
Heute hilft er dort, wo ihm einst selbst geholfen wurde: Zuhabir Shinwari kam mit 16 Jahren aus Afghanistan nach Deutschland, wo er in einer Jugendwohngruppe Hephatas für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Weilburg zunächst zwei Jahre lang lebte. Heute sind seine ehemaligen Betreuer*innen seine Arbeitskolleg*innen.
Die erste Zeit in Deutschland sei nicht einfach gewesen: „Ich war von meiner Familie getrennt – zum ersten Mal. Dazu kam, dass in der Wohngruppe viele junge Menschen verschiedener Nationalitäten lebten. Es war alles sehr ungewohnt“, erinnert sich Zubahir Shinwari. Ungewohnt war es, jedoch hätten die Betreuer*innen einen guten Job gemacht: „Wir alle haben sehr viel Unterstützung von unseren Ansprechpartner*innen erfahren. So etwas kannte ich aus Afghanistan gar nicht“, sagt er.
Innerhalb der zwei Jahre, die er in der Wohngruppe gelebt hat, lernte der junge Mann Sprache und Kultur kennen und absolvierte seinen Realschulabschluss. So, dass Zubahir Shinwari mit 19 in eine eigene Wohnung zog. Der Schritt in ein selbstständiges Leben in Deutschland nach einem Leben auf der Flucht und in einer Jugendwohngruppe. Hilfe bekam er weiterhin von Betreuer*innen der Jugendhilfe Hephatas. „Für die ich bis heute sehr dankbar bin“, sagt er.
Nach seinem Realschulabschluss folgten Praktika in Kindergärten, danach die zweijährige Ausbildung zum Sozialassistenten. Ob er schon immer im sozialen Feld tätig werden wollte? „Nein, eigentlich nicht“, sagt Zubahir Shinwari über seinen beruflichen Werdegang. Als junger Mensch in Afghanistan hatte er sich einen sozialen Beruf kaum vorstellen können und dort sei dieser Berufsweg für ihn eigentlich undenkbar gewesen. „Zum einen, weil es eine professionelle Jugendhilfe in meinem Heimatsland nicht gibt und zum anderen gibt es Kindergärten nur vereinzelt in Großstädten. Die Situation ist eine ganz andere“, sagt er.
Während der zweijährigen Ausbildung zum Sozialassistenten wurde Zubahir Shinwari immer deutlicher, dass „ich jetzt selbst Menschen helfen möchte, die Hilfe benötigen“, sagt er. Er bewarb sich für einen Ausbildungsplatz als Erzieher in Selters, den er auch bekam. „Und nun nach drei Jahren und einem Anerkennungsjahr bei der Hephata Diakonie bin ich wieder dort, wo mein Weg in Deutschland begann“, sagt Zubahir Shinwari, „Nämlich in der stationären Jugendwohngruppe in Diez.“ Die Jugendwohngruppe ist innerhalb der vergangenen Jahre von Weilburg nach Diez gezogen, „aber ein Großteil der Mitarbeitenden sind geblieben und nun meine Kolleg*innen“, sagt er. Die wiederum hätten Zubahir Shinwari herzlich im Team begrüßt: „Sie haben mir immer das Gefühl gegeben, dass ich es geschafft habe“, sagt er.