Prof. Roelcke hat das Wirken von Prof. Dr. Willi Enke als Chefarzt Hephatas in den 1950er und 60er Jahren beleuchtet. Rund 2000 Akten von Patienten und „Pfleglingen“ Hephatas aus den 1950er bis 70er Jahren hat der Medizinhistoriker  Roelcke (Universität Gießen) mit Unterstützung durch den Historiker Dr. Karsten Wilke (Universität Bielefeld) durchgesehen und bewertet.

Roelckes Ergebnis: Das Forschungsinteresse von Prof. Dr. Willi Enke, der bis 1963 Chefarzt Hephatas gewesen ist, hat dazu geführt, dass Patient*innen eine sogenannte Pneumencephalographie (PEG) über sich ergehen lassen mussten, ohne dass es dafür eine medizinische Indikation gegeben hätte.

Auch Enkes Nachfolger Prof. Werner Grüter (von 1963 bis 1968) hat demnach die PEG teilweise zu Forschungszwecken angewendet.

„Mit diesem Ergebnis bestätigt sich der Ausgangsverdacht, wonach Enke als Chefarzt ihm anvertraute Kinder und Jugendliche unnötigerweise Schmerzen und Gefahren ausgesetzt hat, um mit den Ergebnissen der Untersuchungen seine mehr als fragwürdigen medizinischen Thesen zu dem von ihm unterstellten Zusammenhang zwischen frühkindlichen Hirnschädigungen und so genannter Schwererziehbarkeit zu untermauern“, sagt Maik Dietrich-Gibhardt, Vorstandssprecher der Hephata Diakonie.

Neu war die Erkenntnis, wonach offenbar auch Enkes Nachfolger Prof. Grüter, der bis 1968 Chefarzt in Hephata gewesen ist, aus Forschungsinteresse die PEG durchgeführt hat. Dies wird laut Roelckes Abschlussbericht in sechs Akten deutlich.

Enkes Forschungsinteresse und seine Vorbelastung aus der NS-Zeit hatten bereits zuvor schon im Fokus von Recherchen zu unserer Geschichte gestanden, die unter anderem in der Festschrift „Hundert Jahre Jugendhilfe Hephata Diakonie 1908 bis 2008“ veröffentlicht wurden. 

Den vollständigen Abschlussbericht von Prof. Dr. Roelcke mit genauen Zahlen und allen Details finden Sie hier unten zum Download.