„Ich bin dazu da, mit den Kindern und Jugendlichen Spaß zu machen, ein offenes Ohr zu haben und ins Gespräch zu kommen, über Gott und die Welt und alles, was ansteht“, sagt Stefan Zeiger. Dass der 54-Jährige dabei manchmal ins Schwanken kommt, ist keine  Glaubensfrage, sondern liegt an den Planken unter seinen Füßen: Er initiierte und organisiert als Vorstandsmitglied des gemeinnützigen Solmser Vereins „Menschen für Kinder“ in diesem Jahr zum vierten Mal einen Segeltörn auf dem niederländischen Ijsselmeer.

An Bord des größten Zweimastschoners der Niederlande sind 15 krebserkrankte Jugendliche im Alter zwischen 12 und 17 Jahren aus ganz Deutschland, Pädagog*innen, jugendliche Betreuer*innen, Ärzt*innen und Krankenpfleger*innen sowie der Kapitän und ein Matrose – insgesamt 36 Menschen. Bis auf den Kapitän und den Matrosen setzen alle Begleiter*innen ihren Urlaub für die Fahrt ein, darunter auch der Onkologe Prof. Dr. Christof Kramm und Kinderärztin Prof. Dr. Christiane Lex, Uniklinik Göttingen, sowie Krankenschwester Tanja Steidl, St. Josefs Krankenhaus Balserische Stiftung Gießen. Und eben Stefan Zeiger, Diplom-Sozialpädagoge, Erlebnispädagoge, Hobbysegler und Geschäftsführer der Diakonischen Gemeinschaft Hephata.

„An Bord ist es möglich, Gemeinschaft zu erleben, sich aber auch mal zurückzuziehen, Hilfe in Anspruch zu nehmen, Hoffnung und Kraft zu tanken, inmitten von Gottes Natur.“

Stefan Zeiger

„Viele Menschen engagieren sich auch ohne einen christlichen oder spirituellen Hintergrund ehrenamtlich. Und nur weil mir dieser wichtig ist, ist mein Engagement nicht besser oder wichtiger. Aber es ist für mich das tragende Element“, sagt Zeiger. Ihm sei es wichtig, als Diakon nicht nur den spirituellen Austausch mit anderen Diakon*innen zu suchen und sich mit Petitionen oder Fachtagen zu Wort zu melden, sondern auch lebenspraktische Hilfe zu leisten. Im vergangenen Jahr beteiligten sich zum Beispiel Mitglieder der Diakonischen Gemeinschaft Hephata unter Zeigers Regie an den Spendensammlungen für Hilfstransporte in die Ukraine. Und nun steht in den Osterferien für Zeiger der Segeltörn an.

„Die meisten Kinder haben monate- oder jahrelange Therapien und Krankenhausaufenthalte hinter sich, manche sind noch in der Behandlung. An Bord vergessen sie das für ein paar Stunden oder Tage. “

Stefan Zeiger

„Die meisten Kinder haben monate- oder jahrelange Therapien und Krankenhausaufenthalte hinter sich, manche sind noch in der Behandlung. An Bord vergessen sie das für ein paar Stunden oder Tage. Sie erleben das Leben wieder mit allen Facetten, Abenteuern und Herausforderungen. Jeder hat seine Aufgabe, jeder trägt zum Gelingen bei, jeder hilft jedem, beim Segeln und Pflegen des Schiffs, beim Einkaufen, Kochen und Putzen. Dabei interessiert es keinen, ob jemand unter der Mütze Haare hat oder nicht.“

Der achttägige Törn wird aus Spendengeldern des Vereins finanziert, für die teilnehmenden Jugendlichen ist er kostenlos. Die meisten kennen sich vorher nicht, Segelerfahrungen bedarf es keiner. Der Schoner „t´Wapen fan Fryslân“ ist ein Fünf-Sterne-Schiff mit drei Decks, Küche, zwei Gemeinschaftsräumen, Einer- und Zweierkajüten, und Whirlpool. Insgesamt 50 Meter lang und mit einer Segelfläche von 550 Quadratmetern bestückt.

„An Bord ist es möglich, Gemeinschaft zu erleben, sich aber auch mal zurückzuziehen, Hilfe in Anspruch zu nehmen, Hoffnung und Kraft zu tanken, inmitten von Gottes Natur. Das zu begleiten ist eine wunderschöne Erfahrung und mein Beitrag, mit meiner Berufung und meinem Glauben die Welt ein bisschen schöner zu machen.“