Ausbildungsangebot
Mit der Hephata-Berufshilfe Top-Chancen auf dem freien Arbeitsmarkt
Noch vor ein paar Jahren wäre das kaum denkbar gewesen: Heute spricht Philipp Martin (21) selbstbewusst vor Vorgesetzten und Kolleg*innen und leitet sogar selbst Fachpraktikant*innen anderer Ausbildungsgänge der Berufshilfe an. Er macht eine Vollausbildung zum Konstruktionsmechaniker in der Berufshilfe der Hephata Diakonie in Schwalmstadt. Dank der individuellen Förderung in der Berufshilfe hat er gute Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Noch vor ein paar Jahren sahen seine Chancen nicht so rosig aus.
„Mit der Ausbildung hier hat er damit auch gute Chancen“
Er steht inmitten der Metallwerkstatt der Berufshilfe der Hephata Diakonie. Sein Gesicht wird von seinem Schweißerhelm bedeckt, in seiner rechten Hand hält der hochgewachsene blonde Mann sein Schweißgerät, es wirkt fast winzig in seinen Händen. Dann nimmt er den Helm ab, lächelt und legt sein Werkzeug zur Seite. Er zieht seine Handschuhe aus und geht in den virtuellen Übungsraum der Werkstatt. Hier fühlt sich der 21-Jährige wohl. An der Wand hinter ihm hängt eine grüne Tafel. Auf ihr sind Formeln für die Berechnung von Stromstärken beim Schweißen zu lesen. „Hier sieht es fast aus wie in der Schule“, sagt der 21-Jährige und erinnert sich an seine Schulzeit.
Bis zur dritten Klasse besuchte er die Grundschule in Oberaula. „Einfach still rumsitzen, über mehrere Stunden dem Lehrer zuhören – das war eine Katastrophe für mich“, erzählt er. Seine mangelnde Konzentration spiegelte sich schnell in seinen Noten wieder und die Lehrer attestierten ihm eine Lese- und Schreibschwäche. „Wenn ich vor der Klasse etwas vorlesen musste, war ich nervös, ich hatte wirklich Angst“, erinnert sich Philipp Martin. Der Druck vergrößerte sich, die Schule wurde für ihn zum Graus.
Ab der vierten Klasse besuchte er dann die Hermann-Schuchard-Schule, die einer von mehreren Standorten der Hephata-Förderschulen ist. „Gott sei Dank“, sagt Philipp Martin und lacht. Denn dort erlebte er eine 180-Grad-Wendung, wie er sagt. Langsam arbeiteten er und die Lehrkräfte seine Defizite auf. „Sie haben mir die Angst genommen. Stück für Stück habe ich das Verpasste aufgearbeitet und am Ende konnte ich sogar vor der ganzen Klasse etwas vorlesen“, erzählt der Dittershäuser, während er in dem Übungsraum ein wenig Ordnung macht. Es waren seine ersten kleinen Erfolgserlebnisse. Von denen kann der 21-Jährige heute viele mehr aufzählen. „Und das wäre alles nicht möglich gewesen, hatte ich nicht die individuelle Förderung und die Unterstützung hier bekommen“, sagt er und meint damit auch seinen weiteren Werdegang an der Friedrich-Trost-Schule, dem Standort der Hephata-Förderschulen für die Berufsausbildung.
„Es ist gut, dass hier alles an einem Ort ist und man weiter von einem gewohnten Umfeld umgeben ist“, sagt er. Während des Berufsvorbereitenden Bildungsgangs sei schnell klar gewesen, dass für Philipp Martin eine Berufsausbildung zum Fachpraktiker Schweißwerker in Frage kommt. Sein Ausbildungsleiter, Holger Rosner, habe seine Lehrlinge dabei immer gut im Blick, sagt Philipp Martin mit einem Lächeln. „Und das ist auch gut so. Man wird stets unterstützt und man kommt auch nicht auf dumme Gedanken.“ Mit Unterstützung meint er auch, dass die Lehrer*innen und Ausbilder*innen den Fachpraktikant*innen beispielsweise beim Erlangen des Führerscheines helfen. „Das ist auch eines meiner drei Ziele“, sagt Philipp Martin.
Mehr Verantwortung übernehmen
Ein halbes Jahr vor seine Abschlussprüfung zum Schweißwerker büffelte er fast täglich. Das zahlte sich aus: Er bestand mit einer 2,5 und erfüllte damit auch die Voraussetzungen von der Arbeitsagentur, um eine Vollausbildung zum Konstruktionsmechaniker in den Werkstätten der Hephata Diakonie zu absolvieren. „Das war mein zweites Ziel“, sagt er und kommt damit auch schnell zu seinem dritten Ziel: „Jetzt noch die Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker erfolgreich abschließen – dann bin ich glücklich“, sagt er. Dreieinhalb Jahre dauert die Vollausbildung, in der er vor allem mehr Verantwortung übernehmen wird, bis er letztlich Aufträge selbst annehmen, planen und ausführen kann. Dazu gehört auch, dass er Bauten im Öffentlichen Raum fertigt, die eine Größe von bis zu 30 Meter haben.
Mit einem erfolgreichen Abschluss als Konstruktionsmechaniker stehen Philipp Martin die Türen auf dem ersten Arbeitsmarkt offen, weiß auch Ausbildungsleiter Holger Rosner. Dazu kommt, dass die Berufshilfe der Hephata Diakonie über mehrere Jahre ein breites Netzwerk aufgebaut hat, so dass die Auszubildenden schon während ihrer Zeit in der Berufshilfe Praktika in Kooperationsbetrieben machen, „und sich im besten Fall schon für eine Stelle bewerben“, erklärt Rosner. Darauf hofft auch Philipp Martin. Ihn zieht es aber nach der Ausbildung in den Norden. Sein Traum: Eine Anstellung als Konstruktionsmechaniker bei einem Schiffsunternehmen an der Nord- oder Ostsee. „Mit der Ausbildung hier hat er damit auch gute Chancen“, sagt Holger Rosner.
Die Metall-Werkstatt der Hephata-Berufshilfe bietet jungen Menschen eine überbetriebliche Ausbildung, die auf dem ersten Arbeitsmarkt kaum eine Chance haben. Vermittelt werden die Jugendlichen über die Agentur für Arbeit. Dabei blickt die Berufshilfe auf insgesamt 45 Jahre Erfahrung zurück. Seither ist die Ausbildung in der Metall-Werkstatt fester Bestandteil für die Hephata Diakonie. Die Auszubildenden werden dort vollumfänglich ausgebildet. Dazu gehört auch, dass die Jugendlichen vor ihrer Ausbildung im Regelfall die Friedrich-Trost-Schule besuchen. Sie bietet den passenden Rahmen und die individuelle Förderung für alle Berufsschulpflichtigen, die von der Hephata Diakonie beruflich gefördert oder ausgebildet werden. Die Friedrich-Trost-Schule befindet sich ebenfalls in Schwalmstadt, in unmittelbarer Nähe der Werkstatt, in der sie später ausgebildet werden. Das ist ein weiterer Pluspunkt für die jungen Leute, die nicht selten Schwierigkeiten mit neuen Situationen haben und sich so in einem bekannten Umfeld bewegen.
Im Alltag arbeiten die Auszubildenden reale Aufträge für Kunden ab – beispielsweise aus der Automobilindustrie. Und neben der Praxisarbeit werden die Auszubildenden wöchentlich zusätzlich geschult. Dabei ist die Berufshilfe Vorreiter in Sachen Digital-Unterricht: Zuletzt mussten bundesweit Regelschulen erst wegen der Corona-Pandemie auf E-Learning umsteigen. Die Auszubildenden in der Metall-Werkstatt lernen schon seit geraumer Zeit mit Ipads und speziellen Tools, die sie individuell beim Lernen unterstützt. So werden beispielsweise Lese- und Schreibschwächen durch diese digitalen Hilfsmittel kompensiert und die Auszubildenden erhalten im Alltag Unterstützung dabei, selbstständig Aufgaben zu erfüllen. Das geschieht, indem sie sich ihren Arbeitsplan selbst erarbeiten, um Kundenaufträge eigenhändig zu erledigen. Der Lösungsweg ist den Auszubildenden dabei selbst überlassen. Höchste Priorität haben dabei das selbstständige Arbeiten und die Eigenverantwortung, um sich so später auch auf dem freien Arbeitsmarkt behaupten zu können.
Zur speziellen Förderung gehören auch halbjährliche Bilanzierungespräch mit den Auszubildenden sowie den Erziehungsberechtigten, wenn dies durch den Auszubildenden gewünscht wird. Erfolge werden gemeinsam definiert und an den spezifischen Förderbedarf eines jeden Auszubildenden angepasst. Dazu kommen noch wöchentlicher Stützunterricht durch die Ausbilder. Die Auszubildenden erleben Teamdynamische Maßnahmen sowie eine Politische Bildung.
Die Erfolge der Metall-Werkstatt der Hephata Diakonie lassen sich neben den persönlichen Erfolgen auch an Zahlen belegen: Die Vermittlungsquote in den ersten Arbeitsmarkt lag im vergangenen Ausbildungsjahr bei 100 Prozent und die Erfolgsquote bei den Abschlussprüfungen liegt schon seit Jahren bei 99 Prozent. Dabei steht der Weg in ein selbstbestimmtes Leben im Fokus. Die späteren Arbeitgeber der Auszubildenden wissen zu schätzen, dass die jungen Leute in der Hephata Berufshilfe die gleiche solide Grundausbildung erhalten, wie in anderen Betrieben des ersten Arbeitsmarktes.