Zwei Drittel der Heime wurden zur damaligen Zeit von Kirche und Diakonie getragen. Sowohl in diesen Heimen als auch in denen in staatlicher oder freier Trägerschaft waren die materielle und pädagogische Ausstattung aus heutiger Sicht katastrophal. 

„Auch die Heimerziehung in Hephata litt unter den miserablen Finanzierungs- und Personalbedingungen und einem repressiven Erziehungsideal der damaligen Zeit. Die Konfrontation damit und der verantwortungsvolle Umgang mit Betroffenen sind uns eine Verpflichtung, auch um persönlich entlastende Aufarbeitungen versuchen zu können“, sagt der ehemalige Hephata-Direktor Pfarrer Peter Göbel-Braun. Er ist im Jahr 2015 in Ruhestand gegangen, steht ehemaligen Heimkindern aber nach wie vor als Ansprechpartner Hephatas zur Verfügung. (Kontakt über Vorstandsreferentin Kerstin Schlimmer, siehe Kontaktdaten am Ende der Seite)

Ein Aspekt des respektvollen Umgangs mit diesem Teil unserer Geschichte war die öffentliche Bitte um Verzeihung. Diese sprachen der damalige Vorstand der Hephata Diakonie und der Geschäftsführer der Diakonischen Gemeinschaft Hephata in einer Pressekonferenz im Juli 2010 aus.

Ein anderer Aspekt war unsere Unterstützung für den im Februar 2010 in Berlin gegründeten Runden Tisch „Heimerziehung“. Dort wurde die Geschichte der Heimerziehung in der frühen Bundesrepublik aufgearbeitet und ein Vorschlag zur Entschädigung ehemaliger Heimkinder unterbreitet. Dem Runden Tisch gehörten Vertreter der Heimkinder, der Kirchen, von Bund und Ländern, Wissenschaftler sowie Jugendhilfe-Experten an. 

Wir haben viel dafür getan, einen vertrauensvollen und regelmäßigen Kontakt mit ehemaligen Heimkindern Hephatas aufzubauen. Einige waren und sind zu Gesprächen bereit, auch zu Besuchen in Hephata. Andere erwarteten Hilfe bei der Spurensuche in den Archiven und wieder andere suchten das seelsorgerliche Gespräch. 

Zu den Tatsachen von damals gehört auch, dass aber längst nicht alle Heimkinder Gewalt erlitten haben, sondern viele auf ein selbstbestimmtes Leben gut vorbereitet werden konnten – was ebenfalls Erzählungen ehemaliger Heimkinder Hephatas zu entnehmen ist.

Außerdem hat sich die Jugendhilfe seit den 1970er Jahren grundsätzlich gewandelt. Kinder, Jugendliche, Eltern und Vertreter*innen der öffentlichen Jugendhilfe werden heute aktiv in die Erziehungsarbeit einbezogen. So gehören in der Jugendhilfe Hephatas beispielsweise die Mitwirkung der Kinder- und Jugendvertretung seit 1975 zu einem der fachlichen Standards. Genauso wie ein umfangreiches Qualitätsmanagement und eine fundierte Ausbildung der Fachkräfte.

Die öffentlichen Erklärungen zur Aufarbeitung der ehemaligen Heimkindererziehung finden Sie hier unten zum Download.