Leben mit Corona
„Corona hat mir den Hals gebrochen.“
„Unsere Klienten kämpfen oft mit Vorurteilen. Dabei ist kein Mensch davor sicher, seine Arbeit, sein Haus oder seine Wohnung zu verlieren", sagt Theresa Feldpausch, Mitarbeiterin der Sozialen Rehabilitation Hephatas.
Einfache Sprache
Die Hephata Diakonie tritt für den Abbau von Barrieren ein. Deswegen ist dieses Jahrbuch in Einfacher Sprache geschrieben. Wir wollen, dass möglichst viele Menschen lesen können, für was wir einstehen. Dafür nutzen wir die Einfache Sprache.
Theresa Feldpausch (25) ist Erziehungs- und Bildungswissenschaftlerin. Sie arbeitet mit 6 Kolleg*innen in der Wohnungs-Notfallhilfe Hephatas in Marburg. Hier finden Menschen Hilfe, die keine eigene Wohnung mehr haben. „Viele unserer Klienten haben psychische und Sucht-Probleme. Sie haben den Job verloren, Schulden, keinen Kontakt mehr zu Familie und Freunden. Oft ist es eine Mischung davon.“
Die Wohnungs-Notfallhilfe bietet diesen Menschen Unterkunft und Unterstützung. Dafür gibt es ein Wohnhaus mit 17 Plätzen für Männer, in dem die Mitarbeiter*innen Tag und Nacht ansprechbar sind. Außerdem gehören zur Wohnungs-Notfallhilfe auch 3 Plätze in Miet-Wohnungen und 12 Plätze im Betreuten Wohnen für Frauen und Männer. Die meisten Klient*innen kommen aus der Region. Der jüngste Klient ist 21 Jahre, der älteste 62 Jahre alt. Die meisten haben vorher auf der Straße gelebt.
Das ist auch bei Markus Heinz (59)* so gewesen. Der 59-Jährige hat Wirtschaftswissenschaften studiert und in der Computer-Branche gearbeitet. Er ist selbstständig gewesen, hat bis zu 15 Mitarbeiter*innen gehabt. „Dann ist meine Mutter krank geworden. Ich bin zu ihr gezogen und habe sie 4 Jahre gepflegt.“ Nebenbei hat er seine Firma geführt. Doch die Pflege und der Tod seiner Mutter haben ihn stark belastet. Er hat angefangen, Alkohol zu trinken. Und dann ist die Corona-Pandemie ausgebrochen und seine Firma hat keine Aufträge mehr bekommen.
„Corona hat mir endgültig den Hals gebrochen“, sagt Markus Heinz. Eine Zeit lang hat er von seinem gesparten Geld gelebt. Doch dann hat er seine Wohnung und seine sozialen Kontakte verloren. Zum Schluss hat er den Tag auf der Straße verbracht. Nachts hat er in einer Not-Unterkunft geschlafen. Eine Sozialarbeiterin hat ihm von der Wohnungs-Notfallhilfe erzählt. Einen Monat später, im Mai 2022, ist ein Platz frei geworden.
„Viele bleiben für ein gutes halbes Jahr bei uns. Wenn es nötig ist, können sie für 2 Jahre im Wohnhaus leben. Und danach nochmal 2 Jahre im Betreuten Wohnen", sagt Theresa Feldpausch.
„Wir sind oft die 1. Hilfe und eine Zwischenlösung.“
„Ich möchte mein Leben in den Griff bekommen. Ohne die Wohnungs-Notfallhilfe wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin.“
*Name von der Redaktion geändert