
Angebote für Erwachsene mit Behinderungen und Epilepsien
Neue Station schließt Versorgungslücke
Die Hephata-Klinik in Schwalmstadt-Treysa hat im März 2023 ihre neue Station für Menschen mit Mehrfachbehinderungen und Epilepsie eröffnet. Die Station 1a schließt eine Behandlungslücke in Hessen und gehört bundesweit zu einigen wenigen Angeboten ihrer Art.
„Wir freuen uns sehr, dass die neue Station nun in Betrieb gehen kann“, sagt Klinik-Geschäftsführer Götz Pfannkuche. Die Bauarbeiten hatten im Oktober 2018 begonnen. Für das Bauprojekt waren Investitionen in Höhe von 4,1 Millionen Euro nötig, von denen das Land Hessen 3,6 Millionen Euro und die Hephata Diakonie 518.000 Euro trägt.
Zur Eröffnung wird zunächst nur ein Teil der neuen Station belegt werden. Der Vollbetrieb beginnt im Sommer 2023. „Wir starten erst mit einer kleinen Belegung, um gut in den neuen Alltag hineinzukommen“, sagt Oberarzt Franz Lutz (59). Er ist Facharzt für Neurologie, seit Januar 2023 in der Hephata-Klinik tätig und übernimmt die Leitung der neuen Station.
„Der Bedarf ist sehr groß, wir haben Anfragen aus dem gesamten Bundesgebiet. Die Station ist die einzige in ganz Hessen“, so Lutz. Zwar behandele die Hephata-Klinik schon seit vielen Jahren Menschen mit Epilepsie und Behinderungen, jedoch nur in geringer Anzahl. „Eine herkömmliche neurologische Station wird den Bedarfen und Bedürfnissen dieser Patientinnen und Patienten nicht gerecht. Zum einen können diese Patientinnen und Patienten oftmals Ängste und Schmerzen nicht selbst detailliert schildern. Wir sind also auch auf Beobachtungen angewiesen. Zum anderen brauchen sie meist mehr Zeit, um sich auf neue Situationen und fremde Menschen einzustellen. Erst recht, wenn diese mit ihnen Untersuchungen wie ein MRT oder ein 24-Stunden-EEG im Sinn haben. Mit der neuen Station werden wir diesen Anforderungen sowohl räumlich als auch personell gerecht.“
„Patientinnen und Patienten mit Mehrfachbehinderungen und Epilepsien haben besondere Bedarfe und Bedürfnisse in der medizinischen Diagnostik und Therapie. Darauf können wir in der neuen Abteilung ganzheitlich eingehen. “
Die neue Station liegt in einem separaten Anbau an die Klinik, mit barrierefreiem Eingang und Zugang in den großzügigen Stationsgarten. Auf der Station werden bis zu 16 erwachsene Patient*innen multiprofessionell behandelt. Die Patient*innenzimmer sind Einzel- und Doppelzimmer, die über TV, Internetzugang und eigene Nasszellen mit barrierefreien Sanitäranlagen verfügen. Zudem gibt es ein Stationsbad mit Dusch- und Badewannenlifter und einer Duschliege. Die ebenfalls höhenverstellbare Therapie-Badewanne bietet mit Licht- und Musikeffekten Entspannung. Genauso wie der Snoezelenraum, der mit Sound- und Lichteffekten sowie Wandprojektionen aus der Natur für eine beruhigende Atmosphäre sorgt.
Tagsüber können sich die Patient*innen im großen und lichtdurchfluteten Gemeinschaftsraum aufhalten. Hier können zum einen Angebote der Ergo-, Physio- und Logotherapie stattfinden. Zum anderen gibt es tagesstrukturierende Maßnahmen. „Menschen mit Mehrfachbehinderungen brauchen häufig eine Anleitung im Tagesablauf und können nicht den gesamten Tag im Patient*innenzimmer bleiben.“
Neben dem Gemeinschaftsraum befindet sich die rollstuhlgerechte Gemeinschaftsküche, in der die Patient*innen zusammen mit den Pflegefachkräften kochen und backen können. Hinzu kommen spezielle Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten im Therapie- und Stationsgarten.
Ein eigenes Farbkonzept rundet das Raumangebot der Station ab. „Jedes Zimmer hat eine eigene Farbgestaltung, die sowohl der Orientierung dient als auch mehr Individualität in den Klinikalltag bringen soll.“
„Wir hoffen, schon allein dank der vielfältigen Angebote innerhalb des Raumkonzepts den Einsatz von Medikamenten im Alltag reduzieren zu können“, so Lutz. Hingegen kann bei aufwendigeren Untersuchungen wie einem MRT der Einsatz von Medikamenten gerade von Vorteil sein: „Wir bieten nicht nur Langzeit-EEG-Untersuchungen auf der Station und MRT-Untersuchungen im Haus an, sondern können ein MRT bei Bedarf auch unter einer leichten Narkose durchführen. Das ist gerade für Menschen mit Mehrfachbehinderungen ein großer Pluspunkt. Denn diese tolerieren es oftmals nicht, längere Zeit ruhig liegen bleiben zu müssen.“
Zudem ist die neue Station die erste in der Hephata-Klinik, die komplett digitalisiert ist. Das bietet unter anderem für die Patient*innen den Vorteil, sich trotz einer Langzeit-EEG-Messung, die über eine Bluetooth-Schnittstelle verfügt, frei bewegen zu können. Außerdem sind auch die Patient*innenakten digital erfasst und nutzbar: „Wir arbeiten praktisch papierfrei.“
„Mit der neuen Station bieten wir so eine sehr hohe Diagnose- und Versorgungsqualität, die wir nur gemeinsam mit unseren Patient*innen und deren Angehörigen auf Dauer halten können. Wichtige Bausteine sind dabei die umfangreiche Aufklärung und Beteiligung der Betroffenen an allen Behandlungsschritten“, sagt Lutz. Und auch das so genannte Bezugspflege-Konzept.
„Auf der neuen Station haben alle Patientinnen und Patienten eine feste Bezugsperson, die sie betreut und zu der sie Vertrauen aufbauen können.“ Dies wird mit einer Kooperation mit Fachkräften Hephatas für Leichte Sprache, Einfache Sprache und Unterstützte Kommunikation unterstützt. Und: Betreuer*innen und Angehörige können in fußläufig erreichbaren Gästehäusern Hephatas und in Ausnahmenfällen auch bei den Patient*innen übernachten.
Ein eigenes Schutzkonzept, beispielsweise mit extra gesicherten Elektrogeräten und Steckdosen sorgt für Sicherheit. Die Station und der dazugehörende Garten sind Video überwacht. Oberarzt Franz Lutz: „So können wir Anfälle schnell erkennen und dokumentieren und vor allem auch den Patientinnen und Patienten schnell helfen, bei Tag und Nacht. Die neue Station ist ein innovatives Projekt, auf das viele Menschen lange gewartet haben. Wir freuen uns auf unsere Patientinnen und Patienten.“
