Zocken im Unterricht und dafür auch noch drei Preise bekommen – wie das möglich ist, zeigen die Schüler der Landw

irtschaftsklasse an der Berufsschule Hephata und ihre drei Lehrkräfte. Sie nutzen im Unterricht die selbst entwickelte App „Lernacker“ und integrieren das bekannte Computer-Simulationsspiel „Landwirtschaftssimulator“ in ihre Unterrichtseinheiten. Dieses einzigartige Projekt wurde jetzt vom Institut für Universal Design ausgezeichnet. Der „Lernacker“ erhielt sowohl von der Experten- als auch von der Publikums-Jury eine Auszeichnung und darüberhinaus noch den begehrten „Gold-Award“, der in diesem Jahr nur dreimal vergeben wurde.

„Drei Awards zu bekommen, ist schon eine außerordentliche Leistung. Ihr habt mit dem ‚Lernacker‘ etwas Tolles auf die Beine gestellt.“

Carolin Pauly, Geschäftsführerin Institut für Universal Design

Die Preisverleihung fand jetzt auf dem Hofgut Richerode bei Jesberg statt, wo die Schüler der Landwirtschaftsklasse den praktischen Teil ihrer Ausbildung absolvieren. Carolin Pauly, Geschäftsführerin des Instituts für Universal Design, überreichte die Urkunde. „Drei Awards zu bekommen, ist schon eine außerordentliche Leistung. Ihr habt mit dem ‚Lernacker‘ etwas Tolles auf die Beine gestellt“, sagte sie. „Vor allem der Gold-Award ist etwas ganz Besonderes.“ Verliehen wurden die Universal Design Awards im September während der Hephata-Festtage in Treysa. Im Kirchsaal präsentierten die Unternehmen und Organisationen ihre Einreichungen. Einen Tag lang begutachtete und bewertete eine Experten-Jury die Exponate. Während der Festtage hatten die Besuchenden der Veranstaltung die Möglichkeit, als Publikums-Jury die Einreichungen zu bewerten. Rund 500 Besucherinnen und Besucher nutzten die Chance, alle Exponate ausgiebig zu testen und Punkte für ihre Favoriten zu verteilen. Der Universal Design Award wird für Produkte, Architekturprojekte und Dienstleistungen verliehen, die so gestaltet sind, dass sie von möglichst vielen Menschen ohne weitere Anpassung oder Spezialisierung genutzt werden können. „Wie kann man Lernen so gestalten, dass es universell möglich ist: Diese Frage habt ihr mit dem ‚Lernacker‘ beantwortet“, erläuterte Carolin Pauly die Entscheidung der Jury, das Projekt auszuzeichnen.

Dass der „Lernacker“ auf ganzer Linie derart überzeugen konnte, freut die Beteiligten der Berufsschule Hephata sehr. Vor allem die Schüler zeigten sich stolz und voller Freude, als sie die Urkunde im Empfang nahmen. „Sie bekommt natürlich einen Ehrenplatz in der Schule“, so Lehrerin Kim Bauer. Gemeinsam mit Abteilungsleiter Sascha Gömpel, ihrem Kollegen Lorenz Margraf und ihrer Kollegin Kerstin Seeger hat sie den „Lernacker“ entwickelt. „Wir verbinden im Unterricht die drei großen Felder Berufsschulunterricht, Praxis und Landwirtschaftssimulator“, sagt Kim Bauer.

Die App „Lernacker“ ist daher in einzelne Lerneinheiten aufgeteilt: „Mission Weizen“ oder „Mission Rind“ heißen die Lerneinheiten beispielsweise, die die Klasse mit ihren Lehrer*innen absolviert. „Die übergeordnete Aufgabe lautet: Bewirtschafte deinen eigenen Hof“, fasst Lorenz Margraf zusammen. Die Schüler bestimmen also beispielsweise den pH-Wert von Böden, um entsprechend den Dünger-Bedarf zu berechnen, striegeln Weizenfelder und ernten Getreide –  alles virtuell. Sogar die Maschinen und Traktoren, die auf dem Hofgut Richerode im Einsatz sind, wurden im PC-Spiel 1:1 nachgebildet, inklusive Kennzeichen. „Das alles sind die realen Aufgaben, die die Schüler auch in der praktischen Ausbildung auf dem Hof absolvieren“, so Margraf. „Das „Lernacker“-Projekt an der Berufsschule Hephata ist das erste weltweit, das den Landwirtschafssimulator so im Ausbildungsbereich einsetzt“, sagt Abteilungsleiter Sascha Gömpel.

„Das „Lernacker“-Projekt an der Berufsschule Hephata ist das erste weltweit, das den Landwirtschafssimulator so im Ausbildungsbereich einsetzt.“

Sascha Gömpel, Abteilungsleiter Berufsschule Hephata

Das Projekt fand auch beim Hersteller des „Landwirtschaftssimulators“, Giants, und beim PC-Hersteller Caseking großen Anklang. Caseking stellte der Berufsschule Hephata in diesem Frühjahr fünf Gaming-PCs inklusive Zubehör wie beispielsweise Lenkräder zur Verfügung. Giants produzierte im Sommer einen Videobeitrag mit einem der bekanntesten deutschen Gaming-Influencer, der gemeinsam mit den Schülern vor der Kamera stand.

Berufsschule Hephata

Die Berufsschule Hephata ist die Berufsschule der Hephata-Förderschulen für Jugendliche mit Förderbedarf, die keine Regel-Berufsschulen besuchen können. Die staatlich anerkannte Berufsschule besuchen aktuell 165 Schülerinnen und Schüler. Diese werden als Fachpraktiker in den Bereichen Metall, Schweißwerken, Holz, Farbe, Garten- und Landschaftsbau, Hauswirtschaft und Küche ausgebildet. Zudem holen Jugendliche und junge Erwachsene in Kooperation mit der Hephata-Berufshilfe ihren Haupt- oder Realschulabschluss nach.