Hier leben Menschen mit und ohne Behinderungen zusammen. Stephanie Disse (43) ist eine von Daniel Neiderts Mitbewohner*innen.

Daniel Neidert (29) ist Autist. Er hat Epilepsie, hört schwer und kann nicht sprechen. Er hat aber auch ein sehr gutes Gedächtnis und kann gut mit der Bohrmaschine umgehen. Der 29-Jährige legt gerne 1.000-Teile-Puzzles. Mit dem Finger fährt er Strecken auf Google Maps nach. Und er ist Teil einer großen Familie.

Daniel Neidert hat 2 Brüder. Seine Großeltern wohnen im Ort. Der 29-Jährige ist bekannt in Flieden. Seine Familie hat ihn immer mitgenommen: In den Urlaub nach Tunesien, zur Familienfeier oder zu den Vereinstreffen. Dabei mag Daniel Neidert eigentlich keine lauten Gespräche und Veränderungen.

„Wir haben ihn herausgefordert. Wir haben 3 Söhne. Er ist einer davon“, sagt Klaus Neidert. „Es ist uns immer wichtig gewesen, ihn so zu behandeln wie die beiden anderen.“ Das bedeutet zum Beispiel, dass Daniel zu Hause den Rasen mäht. Dass er in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen in Fulda arbeitet. Und dass er auch mit anderen jungen Menschen mit Behinderungen Urlaub macht.

 

„ Wir wollen aber auch sicher sein, dass er gut leben kann, wenn uns etwas passiert.“

Ulrike Neidert

Der Bau des neuen Hauses der Sozialen Teilhabe kam wie gerufen. Die Familie hat die Bauarbeiten begleitet und oft die Baustelle besucht. Daniel Neidert hat sich sein eigenes Zimmer mit Bad ausgesucht. Und wohnt nun nur 500 Meter vom Haus seiner Eltern entfernt.

„Seine Brüder sind fürs Studium ausgezogen. Wir haben ihm erklärt, dass das zum Erwachsenwerden gehört. Das neue Haus bietet Daniel ganz andere Perspektiven als zu Hause. Er kann probieren, wie weit er alleine kommt. Zum Beispiel kommt bei uns jemand zum Zähneputzen mit ins Bad. Hier kann er das vielleicht alleine, weil es die anderen auch alleine machen“, sagt Klaus Neidert. Seine Frau Ulrike ergänzt: „Die Hilfe ist individuell. Wenn jemand viel Hilfe braucht, bekommt er viel Hilfe. Wenn jemand wenig Hilfe braucht, bekommt er wenig Hilfe. Das hat uns gut an der Idee des Hauses gefallen. Es ist eine Entwicklung möglich.“

In der unteren Etage des Hauses leben die Bewohner*innen, die viel Hilfe benötigen. Zum Beispiel Daniel Neidert. In der 1. Etage leben die Menschen, die weniger Hilfe brauchen. Und in der 2. Etage leben Menschen, die keine Behinderungen haben.

Stephanie Disse (43) lebt in einem Zimmer mit kleiner Küche und Bad in der 1. Etage. Die 43-Jährige ist ledig und kommt aus der Region. Sie hat schon viele Jahre Krebs. Sie hat viele Operationen gehabt und Behinderungen beim Sehen, Hören und der Bewegung. Nach ihrer letzten Operation hat sie mehr Hilfe im Alltag gebraucht. Deswegen ist sie erst in ein Altenheim gezogen. Aber: „Ich brauche jüngere Menschen um mich herum. Ich bin froh, dass ich jetzt hier wohne. So etwas wie hier gibt es im Landkreis Fulda nicht."

„Hier ist immer jemand da. Alleine könnte ich nicht leben.“

Stephanie Disse

Die 43-Jährige versteht sich mit den anderen Bewohner*innen gut. Sie mag die Gesellschaft mit anderen Menschen und die Unternehmungen. Aber auch das gemeinsame Einkaufen und Kochen. „Mir gefällt das junge Team und das Miteinander. Bald ist der Garten fertig. Ich freue mich schon auf das erste Grillen.“