Beteiligung möglich machen
„Ich werde von anderen oft unterschätzt.“
Nadine Moos ist seit einer Gehirnentzündung in der Kindheit behindert. Sie lebt in einem Haus der Sozialen Teilhabe und arbeitet in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. Und sie hält Vorträge über Unterstützte Kommunikation (UK). Dabei hilft ihr ein besonderer Computer.
„Sehen Sie mich ruhig an!“ Das ist einer der Sätze, die Nadine Moos (40) mit ihrem Sprach-Computer gerne sagt.
Die 40-Jährige hat die Fortbildung „UK-Fachkraft Plus“ besucht. Sie hat bei der Fortbildung die selben Inhalte gelernt wie die anderen Teilnehmer*innen. Das waren Mitarbeiter*innen Hephatas und externe Fachleute, alle ohne Behinderungen. Seit der Fortbildung hält Nadine Moos Vorträge für Besuchergruppen, Studierende und Student*innen Hephatas. Dafür bekommt sie an ihrer Arbeit in den Hephata-Werkstätten für Menschen mit Behinderungen frei.
Egal, ob bei der Arbeit in den Werkstätten, bei Vorträgen oder in der Freizeit: Der Sprach-Computer ist immer dabei. Mit ihm kann sich Nadine Moos mitteilen. Denn ihre Stimme ist wegen ihrer Behinderung nur schwer zu verstehen.
„„Ich sitze im Rollstuhl. Viele Menschen denken, dass ich sie nicht verstehen kann. Ich werde oft unterschätzt.““
„Wenn man den Sprach-Computer bekommt, sind 2.500 Wörter gespeichert. Die kann der Computer über die Lautsprecher aussprechen. Dazu kommen persönliche Wörter, Sätze und Themen-Bereiche, die man selbst speichern kann“, sagt Fachberaterin Marion Springs (50). Sie leitet die Hephata-Beratungsstelle für Unterstützte Kommunikation und bildet die UK-Fachkräfte aus. Und sie unterstützt Nadine Moos bei ihren Vorträgen. Zum Beispiel speichern sie gemeinsam die Inhalte auf dem Sprach-Computer.
„Viele Menschen fragen mich, ob der Inhalt des Sprach-Computers wirklich von Nadine ist. Das ist er“, sagt Marion Springs. „Das Speichern der Inhalte ist ja nur die eine Hälfte. Die andere Hälfte ist die Nutzung. Dabei verbindet Nadine frei Themen-Bereiche und Inhalte miteinander, nutzt mehrere Ebenen auf dem Computer. Das ist kompliziert und allein ihre Arbeit.“
„Ich möchte zeigen: Menschen mit Behinderungen können mehr, als man vielleicht auf den ersten Blick denkt“
Nadine Moos kann den Sprach-Computer wegen ihrer Behinderung nicht mit den Fingern bedienen. Früher hat sie deswegen ein Stirnband mit einem langen Stirn-Stab getragen. Mit dem Stirn-Stab hat sie dann auf den Computer gedrückt. Heute hat sie dafür einen kleinen Sender auf ihrem Brillengestell. Die Kamera des Computers merkt, wenn und wie sie ihren Kopf bewegt. So kann sie die Themen-Bereiche auswählen.
"Ich möchte zeigen: Menschen mit Behinderungen können mehr, als man vielleicht auf den ersten Blick denkt“, sagt die 40-Jährige. „Ich will ernst genommen werden. Ich habe Ahnung von dem, was ich sage. Aber, man muss auch erst die Chance bekommen, sich zu entwickeln. Ich habe sie hier bekommen.“
Unterstützte Kommunikation (UK):
Unterstützte Kommunikation (UK): Sie macht Teilhabe und Kommunikation für Menschen mit Behinderungen möglich. Zum Beispiel mit Gebärden, Bildern und technischen Hilfen, wie dem Sprach-Computer.