Internationaler Freiwiligendienst
„Die Klient*innen und Kolleg*innen sind sehr nett.“
„Ich habe am Anfang ein bisschen Angst gehabt. Ich habe keine Erfahrungen mit Menschen mit Behinderungen gehabt. In meiner Heimat gibt es nicht so Einrichtungen wie hier. Dort sind Menschen mit Behinderungen kaum in der Öffentlichkeit unterwegs. Meine Perspektive hat sich hier stark verändert“, sagt Tugsjargal Sergelen-Erdene (20).
Die 20-Jährige stammt aus Ulaanbaatar, der Hauptstadt der Mongolei. Dort hat sie gemeinsam mit ihrem Bruder, Eltern und Großeltern gelebt. Nach dem Abitur ist sie im März 2022 nach Schwalmstadt gekommen. Sie hat für ein Jahr als Au-Pair gearbeitet. Au-Pairs gehen für eine bestimmte Zeit ins Ausland. Dort leben sie in einer Gast-Familie. Sie helfen der Gast-Familie bei der Betreuung der Kinder und im Haushalt. Dafür können sie bei der Gast-Familie leben und bekommen ein Taschengeld.
Tugsjargal Sergelen-Erdene hat als Au-Pair schnell gemerkt, dass es ihr in Deutschland gefällt. Sie hat parallel das Sprachzertifikat B2 gemacht.
„Ich habe gewusst, dass ich gerne hier bleiben möchte. Ich habe nur nicht gewusst, in welchem Beruf.“
Die Betreuung und Pflege von Menschen haben in ihrer Familie schon immer eine Rolle gespielt: Ihre Großeltern sind Ärzt*innen, ihre Mutter ist Krankenpflegerin. „Ich habe mich schon für eine Ausbildung in der Pflege oder im sozialen Bereich interessiert. Ich bin aber nicht sicher gewesen, ob mir das auch gefällt.“
So kam sie für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in die Soziale Teilhabe. Hier arbeitet sie in einer Wohngemeinschaft für 9 Menschen mit Behinderungen zwischen 20 und 74 Jahren. Tugsjargal Sergelen-Erdene arbeitet von 8 bis 16 Uhr oder von 13 bis 20 Uhr. Manchmal auch am Wochenende. Die 20-Jährige macht gemeinsam mit den Klient*innen das Essen und isst mit ihnen. Sie hilft ihnen bei der Körperpflege, geht mit ihnen einkaufen, spazieren oder auch Fußball spielen.
„Wir zeigen Tugsjargal den Alltag in der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen.“
Sie ist natürlich nicht allein im Dienst. Und sie darf auch bestimmte Aufgaben, wie das Geben von Medikamenten, nicht übernehmen. Doch sie hat schnell einen sehr guten Kontakt zu den Klient*innen und Kolleg*innen bekommen“, sagt Matthias Krause. Der 49-Jährige ist der Teamleiter des Wohnverbundes, in dem Tugsjargal Sergelen-Erdene arbeitet. „Tugsjargal macht das super. Sie ist immer freundlich und aufmerksam. Sie ist sehr zuverlässig und entspannt. Die Arbeit mit ihr macht Spaß, sie ist eine echte Hilfe.“
Im Team von Matthias Krause ist es normal, dass einige Mitarbeiter*innen aus dem Ausland stammen. „Sie haben vielleicht eine andere Religion. Sie sprechen vielleicht eine andere Sprache. Sie sind vielleicht ein anderes Leben gewohnt.“ Trotzdem funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut. „Alle neuen Kolleg*innen, gerade aus dem Ausland, bringen auch Neues mit. Damit lernen wir neue Sichtweisen kennen. Das ist beruflich und privat total wichtig.“
Auch Tugsjargal Sergelen-Erdene hat viel Neues gelernt. Sie will nun eine Ausbildung beginnen und Pflege-Fachfrau werden. Was danach kommt, weiß sie noch nicht. Vielleicht ein Medizin-Studium, vielleicht aber auch die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen. Auf jeden Fall will sie erstmal in Deutschland leben. „Mir gefällt es hier sehr gut. Die Klient*innen und Kolleg*innen sind sehr nett und interessiert an meiner Heimat und Kultur. Sie loben mich oft. Das freut mich und ist das, was für mich zählt.“