Das Suchtgedächtnis
Warum alte Muster so mächtig bleiben
Viele Menschen, die eine Abhängigkeitserkrankung überwunden haben, kennen das Gefühl: Trotz langer Abstinenz taucht plötzlich wieder das starke Verlangen nach der Substanz auf – das sogenannte Craving. Dieses Phänomen lässt sich wissenschaftlich erklären: durch das sogenannte Suchtgedächtnis.
Das Suchtgedächtnis beschreibt tief verankerte Erinnerungsstrukturen im Gehirn, die durch wiederholten Konsum von Alkohol oder anderen Drogen entstehen. Auch Jahre nach der letzten Einnahme können bestimmte Situationen, Gerüche, Orte oder Stimmungen alte Erinnerungen aktivieren – oft verbunden mit positiven Gefühlen aus der frühen Konsumzeit. Diese Erinnerungen können so stark wirken, dass sie Entscheidungen beeinflussen und im schlimmsten Fall zu einem Rückfall führen.
Was passiert dabei im Gehirn?
Suchtverhalten hinterlässt Spuren auf mehreren Ebenen im Gehirn:
Belohnungssystem verändert sich:
Durch die wiederholte Wirkung von Substanzen verändert sich das sogenannte mesokortikolimbische System, das für Motivation und Belohnung zuständig ist. Die Neurotransmitter, insbesondere Dopamin, Glutamat und GABA, geraten aus dem Gleichgewicht.
Toleranz und Entzug verstärken sich:
Das Gehirn passt sich an die Substanz an, was zu Toleranz führt – Betroffene brauchen immer mehr von der Substanz für die gleiche Wirkung. Gleichzeitig werden Entzugssymptome intensiver.
Dauerhafte Gedächtnisspuren entstehen:
Im Gehirn entstehen neue Verknüpfungen, insbesondere im Nucleus accumbens, der Amygdala und dem Hippocampus – das sind Regionen, die für Lernen, Emotionen und Erinnerung zuständig sind. So stabilisieren sich substanzbezogene Erinnerungen.
Suchtgedächtnis – ein Forschungsfeld mit Geschichte
Der Begriff Suchtgedächtnis ist nicht neu, aber noch immer Gegenstand intensiver Forschung. Bereits Anfang der 2000er Jahre prägte der Würzburger Suchtmediziner Prof. Jobst Böning das Verständnis, dass Sucht nicht nur ein „schlechtes Verhalten“, sondern ein tief verwurzelter neurobiologischer Prozess ist.
Was bedeutet das für die Behandlung?
Das Wissen um das Suchtgedächtnis zeigt, wie wichtig langfristige Strategien zur Rückfallprophylaxe sind. Selbsthilfegruppen, Therapieangebote und ein stabiles soziales Umfeld helfen dabei, mit Craving umzugehen und Rückfällen vorzubeugen.
Die Fachklinik Weibersbrunn unterstützt ehemalige Patient*innen deshalb mit regelmäßig staffindenden Auffrischungswochenenden und ist mit vielen Selbsthilfegruppen in unserer Region gut vernetzt.
Für weitere Informationen oder zur Anmeldung von Patient*innen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung
Wir helfen alkohol- und medikamentenabhängigen Menschen – derzeit stehen in unserer Fachklinik in Weibersbrunn noch freie Therapieplätze zur Verfügung. Wir bieten stationäre Langzeittherapien, Kombitherapien, Auffangtherapien und Festigungstherapien an. Zusätzlich nehmen wir bundesweit am Nahtlosverfahren teil.
Wenden Sie sich gerne an unser Aufnahmeteam unter 06094 9715-146 oder per E-Mail an weibersbrunn.aufnahmebuero@hephata.de