Die Fachklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie ist auf dem Weg, einen neuen Adoleszenz-Behandlungsschwerpunkt für  junge Erwachsene zu setzen. „Wir behandeln von je her Erwachsene jeden Alters, künftig wollen wir aber spezifischere Behandlungsmodule für die Altersgruppe der 18- bis 26-Jährigen ausbauen und anbieten“, sagt Alessandra Carella.

Die Hephata-Klinik ist ein Fachkrankenhaus mit einer Fachklinik für Neurologie und einer Fachklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im nordhessischen Schwalmstadt-Treysa. Die Hephata-Klinik verfügt über 45 Betten für die Neurologie und 48 Betten für die Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Die Fachklinik für Neurologie hat eine eigene Schlaganfall-Einheit, die Fachklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie eine Tagesklinik und eine Psychiatrische Institutsambulanz.

Die Hephata-Klinik verfügt über einen Hubschrauber-Landeplatz, ein MRT und ein Schlaflabor. In Räumen der Klinik befindet sich zudem ein Medizinisches Versorgungs-Zentrum (MVZ).

Die Nachfrage nach einem solchen Behandlungsangebot ist groß: Eine ambulante Therapie von Menschen mit komplexen psychischen Störungen sei oftmals schwierig, gerade bei jungen Patient*innen und im ländlichen Raum: „Es gibt einerseits zu wenige niedergelassene Psychotherapeut*innen, zum anderen braucht es bei stark ausgeprägten Störungen wie Borderline, Sucht oder Depression, bei denen auch Selbstmordgedanken eine Rolle spielen können, ein enge therapeutische Begleitung. Ein stationäres Setting bittet dabei oft die Möglichkeit, dass die Patient*innen psychotherapiefähig werden und ambulant weiterbehandelt werden können“, so Carella.

Die Hephata-Klinik bietet dies, fachlich mit einem modernen Zusammenspiel von Psychiatrie und Psychotherapie, strukturell mit einer Kombination aus stationärer, teilstationärer und ambulanter Betreuung in Form von drei Stationen, einer Tagesklinik und einer Psychiatrischen Instituts-Ambulanz. „Leider meiden viele Patient*innen zunächst psychiatrische Angebote. Kaum ein anderer Bereich der Medizin hat so ein negatives Image. Psychopharmaka haben einen schlechteren Ruf als Rauchen oder andere Drogen. Für uns ist die psychiatrische Behandlung mit Medikamenten meistens die Vorbereitung und Unterstützung einer psychotherapeutischen Behandlung.“

Kombiniert man psychiatrische und psychotherapeutische Behandlungen, sei es oftmals in psychischen Krisen nicht nötig, Medikamentendosierungen zu erhöhen. „Wir haben gerade auch bei jungen Erwachsenen sehr gute Erfahrungen mit verschiedenen Therapiemodulen gemacht. Das können Gespräche sein, aber auch non-verbale Kommunikation wie sie über einen Therapiehund, kreative und musikalische Module oder auch Körperpsychotherapie möglich ist. Aus diesem Grund befindet sich beispielsweise schon ein zweiter Therapiehund an unserer Klinik in Ausbildung.“

„Ich habe selten so viele junge Erwachsene mit schweren Depressionen gesehen wie jetzt, nach den Lockdowns.“

Dr. Alessandra Carella, Chefärztin der Fachklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Weitere spezielle Therapieansätze ergäben sich aus der Lebenssituation junger Patient*innen, vor allem in Zeiten der Corona-Pandemie. „Viele junge Erwachsene fühlen sich überfordert mit dem Anspruch, selbstständig sein, eine eigene Wohnung beziehen und Geld verdienen zu sollen. Sie wollen für ihr Leben Verantwortung haben, können sie aber manchmal nicht tragen. Das Erwachsenenwerden ist entwicklungspsychologisch nicht mit der Volljährigkeit beendet“, sagt Alessandra Carella.

Eine Therapie muss auf diese speziellen Bedürfnisse eingehen. Zum Beispiel sind Gruppengespräche und Austausch mit Gleichaltrigen hier sehr wichtig. Oftmals hat auch die Sporttherapie einen hohen Stellenwert. „Das bedeutet für uns, dass Gruppentherapien anders zusammengestellt und aufgebaut werden müssen. Platz für neue Ideen und Projekte vorhanden ist, wie unser Gartenprojekt. Hier arbeiten Ärzt*innen, Pfleger*innen und Therapeut*innen mit den Patient*innen in verschiedenen Modulen und Formen. Es geht um das Spüren von Natur und Garten, das Riechen von Düften, Entspannung und Arbeit.“

„Viele junge Erwachsene fühlen sich überfordert mit dem Anspruch, selbstständig sein, eine eigene Wohnung beziehen und Geld verdienen zu sollen.“

Dr. Alessandra Carella, Chefärztin der Fachklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Das Therapieangebot geht aber auch über den stationären Aufenthalt hinaus: „Wir schauen im Team schon während der Behandlung, wie und mit welchen Perspektiven wir die Patient*innen später entlassen, welche weiterführende Unterstützung wir anbieten oder vermitteln können.“ Die meisten Patient*innen blieben durchschnittlich drei Wochen in stationärer Behandlung, oftmals schließe sich danach eine teilstationäre oder ambulante Behandlung an, beispielsweise in der Tagesklinik oder Psychiatrischen Instituts-Ambulanz.

„Unser Auftrag ist es, Leiden zu mindern und zu verhindern und gerade auch jungen Erwachsenen zu helfen, sich selbst und ihre Ressourcen zu entwickeln und besser einzusetzen. Das birgt sehr gute Chancen, wieder am Alltag und Berufsleben teilhaben zu können.“

Alessandra Carella ist seit November 2020 Chefärztin Psychiatrie, Psychosomatik  und Psychotherapie an der Hephata-Klink. Die 60-Jährige stammt gebürtig aus Italien, wuchs in Deutschland auf, besuchte hier die Schule und Universität. Sie arbeitete zuvor in psychosomatischen Kliniken mit den Schwerpunkten Familien und junge Erwachsene. Carella ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie mit der Zusatzanerkennung Sozialmedizin. Sie ist verheiratet und Mutter eines erwachsenen Sohnes.